Foto: Volker Lannert / Universität Bonn
von Carlotta Roos
Zusammen mit meinen Kommiliton:innen verlasse ich den Seminarraum und ganz logisch steht eine Frage im Raum: „Gehen wir noch in die Mensa?”.
Welche Mensa damit gemeint ist, ist ebenfalls ganz klar. Allerdings reicht ein Blick auf die App aus, um zu erkennen, dass hier in Bonn zwischen drei verschiedenen Standorten unterschieden wird: Die Poppelsdorfer Mensa, das Venusberg Bistro und das Mensazelt am Hofgarten.
Ganz ehrlich, wann macht man sich schon die Mühe, einen anderen Campus aufzusuchen, um dort etwas zu essen? Eigentlich nie. Außer vielleicht, die Pizza in der Pop-Mensa überzeugt einen dazu, den Weg auf sich zu nehmen. Das geht aber nur, wenn man danach wirklich Zeit hat und nicht gleich zum nächsten Seminar weiter muss.
Auch an anderen Stellen ist es dann nicht überraschend, dass der Kontakt zwischen Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen verschwindend gering ist. Berührungspunkte zwischen diesen Studierenden gibt es eigentlich nicht.
Von Freundschaften und Fakultäten
Ich wurde in Bonn geboren, bin hier aufgewachsen und habe mich auch für ein Studium in Bonn entschieden. Tatsächlich bin ich mit Personen aus drei verschiedenen Fakultäten befreundet. Aber, ganz ehrlich? Nichts davon kam über Kontakte aus der Uni, sondern dadurch, dass ich sie einfach schon vorher kannte. Irgendwie sind es schon verschiedene Welten, Naturwissenschaftler:innen ganz weit weg von uns Geisteswissenschaftler:innen.
Seit Beginn meines Studiums habe ich nur mit einer Handvoll von “denen” gesprochen, und das nur, weil mich eine langjährige Freundin auf den Bauernschwoof geschleppt hat. Und dabei betont unsere Uni doch so gerne, wie wichtig ihr die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist. Das ganz bestimmt zurecht. Aber warum leben dann die Studierenden der sieben Fakultäten so aneinander vorbei?
Abgesehen von dem Stadtteil, in dem man wohnt, ist die Wahl der Fachrichtung entscheidend dafür, mit welchen Personen man sich anfreundet. Was bestimmt nicht immer schlecht ist, denn so findet man auch zuverlässig die Menschen, die ähnlich ticken, wie man selbst – und ganz sicher auch ähnliche Interessen haben. Doch kaum ein Umfeld ist so homogen wie das eines Studiengangs. In der Regel trifft man sowohl im Beruf als auch im Hobby auf Menschen, die ganz verschiedene Erfahrungen und Entscheidungen getroffen haben.
Aufbruch aus der Komfortzone
Dabei geht es doch gerade an der Uni darum, neue Perspektiven kennenzulernen und aus der eigenen Komfortzone herauszutreten. Und auch Freundschaften können unglaublich bereichernd sein, wenn man sich einfach mal erlaubt, aus der eigenen Bubble zu kommen und sich aktiv mit den Themen befasst, die das Gegenüber gerade in den Bann ziehen. Letztendlich auch, um neue Seiten an sich selbst kennenzulernen und ein bisschen mehr zu verstehen, wie unglaublich vielfältig diese Welt ist.
Um Leute aus anderen Studiengängen kennenzulernen, musst du allerdings nicht extra zu einer der anderen Mensen pilgern. Immerhin wissen wir alle, dass man sich auch da wieder nur mit seinen Freund:innen in eine Ecke setzt und nicht wirklich mit Fremden ins Gespräch kommt.
Wege zu neuen Kontakten
Es gibt aber trotzdem einige Möglichkeiten, neue Kontakte aufzubauen. Oft lohnt es sich, mal bei bonnfm oder den jeweiligen Fachschaftsaccounts nach Events wie den bekannten Fachschaftspartys zu schauen. Auch beim Sport lernt man schnell neue Leute kennen, egal ob beim Hochschulsport oder bei externen Angeboten. Außerdem werden auch Unifahrten angeboten. Und generell gibt es in Bonn viele Veranstaltungen und Hobbys, in denen sich allerlei Menschen mischen. Nicht nur aus verschiedenen Fachrichtungen, sondern auch mit allgemein ganz unterschiedlichen Lebenserfahrungen. Scheue dich also nicht davor, mit anderen ins Gespräch zu kommen und dabei etwas über den Tellerrand zu schauen. Wahrscheinlich wirst du einiges über dich selbst lernen, was du davor noch nicht wusstest!
Und als kleiner Tipp: Auch der Bauernschwoof ist ne Erfahrung wert, obwohl die riesigen Leinwände mit dauerhafter Traktor Werbung wirklich gewöhnungsbedürftig sind…